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Flugplatz Oberschleißheim
Flugplatzwanderung am 30. April 2006
Normalerweise findet die Frühjahrswanderung am dritten Sonntag im April statt.
Bedingt durch die Osterfeiertage fand die Veranstaltung diesmal jedoch zwei Wochen später,
am 30. April 2006 statt. Dies ist genau der Tag, an dem 1945 der Zweite Weltkrieg für Oberschleißheim
und den Flugplatz beendet war. Es bot sich deshalb an, diese seltene Kalenderkonstellation zu nutzen
und dieses Thema ausführlicher zu behandeln.
Um es gleich vorweg zu nehmen: Durch das beherzte und mutige Agieren mehrerer Soldaten und Zivilisten
konnten die Gemeinde Oberschleißheim und der Flugplatz damals vor der totalen Zerstörung bewahrt
und sinnloses Blutvergießen vermieden werden.
Der Flugplatzkommandant fährt den Amerikanern entgegen und übergibt den
Flugplatz kampflos den anrückenden U.S. -Streikräften
Diese Personen wollten wir würdigen und die Querverbindungen zwischen Flugplatz, der Freiheitsaktion
Bayern und dem Harnier-Kreis beleuchten. Beim Harnier-Kreis handelte es sich um eine von den
Königstreuen betriebene Widerstandorganisation gegen das NS-Regime.
Im abdunkelbaren Vortragssaal ist dieses Thema mit Projektor und Leinwand ganz einfach darstellbar.
Auf dem freien Flugfeld gelten andere Bedingungen. Es ist quasi eine riesige Bühne mit natürlichen
Kulissen. So entstand die Idee einer Inszenierung.
Das "U.S.-Team" in Uniformen einer Versorgungseinheit der 20. U.S.-Panzerdivision.
Fahrzeuge: Truck GMC CCKW 353, genannt "Jimmy" und ein Motorad Harley Davidson WLA.
Das "deutsche Team", hier in Uniformen der Pionier und Gebirgsjäger,
in einem VW Typ 82. Der "Kübelwagen" trägt die Standarte einer fliegenden Einheit
in Divisionsgröße.
Aber dieses Thema ist auch sehr sensibel und so sind, aus gutem Grund, für derartige Inszenierungen
behördliche Genehmigungen notwendig. Nach positiven Kontakten zu Fahrzeug- und Uniformsammlern wurde
ein Grobkonzept erstellt und die nötigen Genehmigungen beantragt und später auch erteilt.
Im Rahmen der rund 6 Monate dauernden Vorbereitungen wurde das gesamte verfügbare Quellenmaterial
neu aufgearbeitet und eine Art „Drehbuch“ erstellt. Die amerikanische Seite konnte historisch exakt
nachgebildet werden. Anders dagegen die deutsche Seite. Die Endzeit des Krieges war durch Mangel
an allem und jedem gekennzeichnet. Entsprechend wenige Exponate haben sich bis heute erhalten.
So waren Kompromisse nötig, die vom Publikum nicht unentdeckt geblieben sind.
GI's in Schleissheim, 1945 oder 2006?
Begonnen hat die Flugplatzwanderung wie immer vor dem Haupteingang zum Museum Flugwerft Schleißheim.
Rund 60 Teilnehmer hatten sich eingefunden. Im ersten Teil der Führung wurde die einst entlang
dem Schloß stehende Kasernenanlage im Detail erklärt. Der Weg führte vorbei an der ehemaligen
Wache, der Flugplatzplatzkapelle, der Kommandantur und dem Flugplatzkrankenhaus zum Offizierskasino.
Letzteres ist heute besser bekannt als NCO-Club oder erste Ice-Cream-Soda-bar east of the river Rhine.
Der „Minotaurus“ und die Offiziershäuser leiteten die weitere Wegstrecke ein. Heute zeugt einzig ein
einsamer, wasserloser Brunnen von allen diesen Bauerwerken. Erhalten und genutzt sind noch der
Franzosenbungalow und die Normalflugzeughallen. Ersterer wurde 1964 als „Restaurant“ für damals in
Schleißheim stationierte franzüsische Soldaten erbaut und diente heute den Schleißheimer
Fußballern als Clubheim. Letztere wurden 1917 entlang der Münchner Alleer errichtet und
haben 1922 ihre neue Heimat auf einem Flugplatz bei Paris gefunden.
Der wasserlose Brunnen
Nachdem die Flugleitung die Querung der Startbahn gestattet hatte, konnte im zweiten Teil die Zeitreise
beginnen. Zur Einstimmung wurden die Flugplatzwanderer von GIs im typischen Erscheinungsbild der
Nachkriegszeit empfangen. Im weiteren Weg verwandelten sie sich zu finsteren, waffenstarrenden Kriegern,
die von ebenso bewaffneten Gegnern erwartet wurden. (1) Den Appellen von Freiheitsaktion Bayern und
Harnier-Kreis folgend, sowie Führer-Befehle missachtend, fuhr der Flugplatzkommandant mit wehender,
weißer Fahne den GIs entgegen und übergab den Flugplatz kampflos den anrückenden U.S.-Streikräften.
Im Original hatte sich diese Szenen am 29.04.1945 zwischen Neuherberg und dem Berglwald zugetragen.
Kapitulation!
Überraschenderweise kam von einem Teilnehmer an der Wanderung ein konkreter Hinweis auf bislang
noch nicht gesichtetes Quellenmaterial zum Harnier-Kreis. Vielleicht kann dadurch die Querverbindung
zwischen Fliegerhorst und dieser Widerstandorganisation geklärt werden.
Eine Neuauflage dieser Inszenierung ist jedoch nicht geplant. Es gibt genügend andere Themen,
die sich für Inszenierungen und Vorführung historischer Technik eignen: Angedacht sind unter anderem:
„Brandschutz, Luftschutz und Rettungsdienst auf Fluglätzen“, „Flugplatzbodendienste und –infrastruktur“,
„Wartung- und Instandhaltung von Luftfahrzeugen“, „Flugzeugführerausbildung einst und jetzt“,
usw. Außerdem ist eine spezielle Führung für gehbehinderte Personen und Rentner geplant.
Letzte Absprachen und Regieanweisungen.
Die nächsten geführten Wanderungen finden am 22. Und 23. Juli 2006 im Rahmen des FlyIn statt.
Angeboten werden jeweils um 17:00 Uhr zwei kurze Führungen von maximal 1,5 Stunden Dauer.
Die nächste große Führung mit speziellen Aktionen und zugehörigem Rahmenprogramm
ist für den 15. Oktober 2006 um 14:00 Uhr geplant.
(1) Bei den bei der Inszenierung verwendeten Waffen handelte es sich um originalgetreue, jedoch funktionsunfähige Nachbildungen.
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