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Am 11. Oktober 2010 vor 70 Jahren:
Ainringer Würdigung zum Weltrekord eines Flugpioniers
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In Mitterfelden wurde mit dem Aufstellen der Straßenschildes der Erich-Klöckner-Weg offiziell
seiner Bestimmung übergeben.
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Im August erfolgte laut mehrheitlichem Gemeinderatsbeschluss die Widmung
der Straße zur neu errichteten Kinderkrippe in Mitterfelden. Man einigte sich für die Zufahrt
aus Gründen der Historie und des geschichtlichen Bodens auf die Namensbezeichnung
"Erich-Klöckner-Weg". Der "Flieger-Erich", wie man den Erprobungs- und Testpilot bei der
Deutschen Forschungsanstalt für Segelflug (DFS) nannte, schrieb mit einer fliegerischen
Glanzleistung vor 70 Jahren Geschichte, als er vom ehemaligen Ainringer Flugplatz aus mit
einem Kranich-Segelflugzeug als erster Mensch in die Stratosphäre vordrang und einen Weltrekord
aufstellte.
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Dort wo er einst exakt vor 70 Jahren, am 11. Oktober 1940, zu seinem geglückten Unternehmen
startete, wurde am gestrigen Montag das Straßenschild offiziell enthüllt. Hierzu fanden sich
neben Bürgermeister Hans Eschlberger unter anderem auch Fred Müller-Romminger aus Bad Reichenhall
und Otto Fahsig aus Ainring ein. Beide sind die Betreuer der im Polizei-Fortbildungsinstitut
befindlichen Dokustelle Ainring-Flughafen.
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Der Bürgermeister nahm die Enthüllung vor und gab seiner Freude Ausdruck, dass sich die
Wegbezeichnung, die ursprünglich von Fred Müller-Romminger angeregt worden war, letztlich
im Gemeinderat durchgesetzt hatte. Der Reichenhaller Historiker war maßgeblich am expliziten
Aufbau der vielen zeitgeschichtlichen Dokumente, darunter auch über Erich Klöckner, im Museum
des Fortbildungsinstut der Bayerischen Polizei in Mitterfelden beteiligt. Noch heuer wird man
auf 1.400 geführte Besucherzahlen kommen.
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Nach der Enthüllung des Straßenschildes "Erich-Klöckner-Weg" in Höhe des TuS-Tennisplatzes.
Von links: Bürgermeister Hans Eschlberger, Historiker Fred Müller-Romminger und
Otto Fahsig, Institut für Flugsimulation.
Fred Müller-Romminger hat auch einen Text für eine Erklärungstafel verfasst,
die aber erst noch aufgestellt wird.
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Seinen Vortrag betitelte Fred Müller-Romminger mit "Ainring, heute vor 70 Jahren – Erich Klöckner
und der vergessene Weltrekord". Nach seinen informativen Recherchen scheint am 11. Oktober 1940
endlich die Groß-Föhnlage da zu sein, auf die Erich Klöckner von der Deutschen Forschungsanstalt
für Segelflug - seit dem Sommer 1940 kriegsbedingt von Darmstadt nach Ainring ausgelagert - lange
gewartet hatte. Ein wunderschönes Morgenrot kündigte diesen Tag für den Höhenschlepp an.
Am östlichen Alpenhimmel waren in großer Höhe mehrere Wolkenbände zu beobachten. Die Meteorologen
und der inzwischen eingetroffene Erich Klöckner sind sich einig: Heute startet unser Höhenschlepp.
Klöckner bereitet sich für den kommenden Flug vor. Seine Höhenflug-Ausrüstung sind
Spezial-Gesichts-Creme gegen die Höhenstrahlung, Ultraviolett-Brille, ein Batterie-Gürtel
für die Heizsohlen in seinen Pelzstiefeln, Sauerstoffmaske mit Lammfellbezug, Pelz-Fliegerkombi
und Pelzhandschuhe.
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Die Metrologin Dr.-Ing. Ursel Pielsticker und der Flugzeugführer Paul Stämmler legen letzte Hand
an für die Heinkel He-46 D-IBKA – eine Höhenschleppmaschine. Die Männer der Zentralwerkstatt
bereiten das speziell hergerichtete Segelflugzeug, ein DFS-Kranich, der speziell verstärkt
wurde und so als `Wolkenkranich` mit dem Kennzeichen D11-190 auf den Einstieg von Erich Klöckner
wartete. Um 8.30 Uhr startete der kleine Schleppverband vom Ainringer Flugfeld aus zum Flug in
die Stratosphäre. Im Steigflug ging es entlang des Nordrandes der Voralpen in westlicher
Richtung um auf Höhe von Traunstein nach Südwesten in Richtung Innsbruck abzubiegen. Über dem
Kaiser-Gebirge drehten sie nach Süden ab und kamen in 5000 m Höhe über Zell am See, um dann
in 5.700 m Höhe über dem Glockner-Gipfel auszuklinken.
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Klöckner befindet sich in einem Aufwindfeld mit 1,5 bis 2 m pro Sekunde genau an der Vorderkante
der hoch über ihm liegende Föhnwolke. Er stieg mit seiner Maschine ohne jegliches kurven höher
und höher. Bei strahlendem Sonnenschein – jener Tag glich dem haargenau wie gestern vor
70 Jahren - erreicht er die Vorderkante der Leewolke in 8.000 m Höhe. Inzwischen machte sich
auch die Kälte bemerkbar und von dem mit Stoff bespannten Holzrumpf seines "Wolkenkranichs"
hörte Klöckner immer mehr Geräusche. Der Aufwind wurde stärker mit nun vier Meter in der Sekunde.
Er näherte sich der sich selbst vorgegebenen maximalen Höhe von 10.000 m.
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In 10.500 m Höhe fühlte er sich relativ wohl trotz der entsetzlichen Kälte und dem ständig
steigenden Kopf-Druckschmerzen. Sein Fliegerinstinkt sagt ihm, du musst jetzt abbrechen und
die Sturzflugbremsen ausfahren, doch das gelingt nicht mehr. Da entdeckt er ein Abwindfeld
und gelangt in Steilspiralen bis auf 8.000 m. Dort war es aber immer noch empfindlich kalt
und es gelingt ihm jetzt die Sturzflugbremsen auszufahren. Auf 4000 m Höhe zieht er sie wieder
ein und mit Wind im Rücken geht es in Richtung zum Heimatflughafen in Ainring. Dabei kommt es
schlagartig zu einer mehrere Millimeter starken Reifbildung auf der Plexiglashaube, sodass er
sich im totalen Blindflug befindet. Er kann mit dem Ellbogen das kleine Schiebefenster
zertrümmern und so sicher um 12 Uhr mittags in Ainring landen.
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Der nun kraftlose Erich Klöckner muss aus der Maschine herausgehoben werden, erleidet einen
Schwächeanfall, von dem er sich aber schnell wieder erholt. Der DFS-Anstaltsarzt Dr. Ewald Hucke
kümmert sich um Klöckner und stellt Erfrierungen an der rechten Hand und an den Ohren fest.
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Der im Rumpf angebrachte Höhenschreiber hatte nach der Auswertung eine absolute Höhe von
11.460 m vermessen bei einer Temperatur von minus 56 Grad Celsius. Die Erkenntnisse aus den
Höhenforschungsflügen von Erich Klöckner waren Ausgangspunkt aus Anlass für weitere
Untersuchungen, die zehn Jahre später von einer amerikanischen Wolken- Forschungsgruppe in
Kalifornien angestellt wurden. Es wurden dabei am 19. März 1952 eine Höhe vom 10.493 m und
erst 1966 wurden 12.550 m über der Hohen Tatra erreicht. Am 16. Oktober 1966 erreichte der
Reichenhaller Segelflieger Günter Xichon vom Flugplatz Obermühle bei Bad Reichenhall aus
eine Höhe von 10.200 m. Am 9. April 1967 erreichte Cichon eine Höhe von 11.235 m.
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Am 28. November 1998 wurde Erich Klöckner, aus Anlass seiner Feier zum 85. Geburtstag von
Dr. Manfred E. Reinhardt (Vertreter der FAI´ Féderation Aéronautique Internationale) das
FAI-Diplome d Honneur übergeben und somit seine Leistungen im Segelflug nachträglich gewürdigt.
Als Vertreter der Gemeinde Ainring war Fred Müller-Romminger, der auch bei den vorausgegangenen
Recherchen mitwirkte, anwesend. Zwei Tage vor seinem 90. Geburtstag - die Einladungen
an die Gäste waren bereits verschickt - am 20. November 2003 tritt der Flugpionier und
zugehörend zur Elite "Alte Adler" seinen letzten Flug an. Wenige Monate vorher war auch
seine Frau Margot verstorben.
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Otto Fahsig, selbst Pilot, erklärte den Begriff Stratosphäre, zunächst mit dem Aufbau der
Atmosphäre. Erich Klöckner, der nicht nur den Weltrekord aufstellte sondern überhaupt der
erste Mensch gewesen war, der in die Stratosphäre vorstieß, leistete einen wichtigen
Forschungsbeitrag für Fliegerei und Meteorologie Fahsig betonte, Anring sei auf diese Weise
für immer verbunden mit dieser herausragenden Forschungsleistung. "Umso mehr freut es mich,
dass Erich Klöckner auf diese Weise geehrt wird. Und noch schöner ist, dass es sich um einen
Weg handelt, der auch genau auf den dem ehemaligen Flugfeld des Ainringer Flughafens liegt."
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Text und Fotos von Fred Müller-Romminger
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